Molke: Hohes Win-Win-Potenzial statt Milchmädchenrechnung
Das einst verschmähte Stiefkind Molke bzw. Molkepermeat wird in Umea mittlerweile mit offenen Werkstoren empfangen: Eine zusätzliche Einspeisung von Molkepermeat aus den anderen betriebseigenen Werken in Nordschweden maximiert den bereits hohen Biogasertrag – und minimiert damit merklich die Betriebskosten, den Primärenergiebedarf und damit umweltbelastende CO2–Emissionen.
Die bei der Käseherstellung anfallende Süßmolke bzw. dessen Ultraflitrationspermeat ist ein hochenergetisches Nebenprodukt. Als Maßeinheit des Energiegehaltes wird dabei der chemische Sauerstoffbedarf (CSB) herangezogen. Der CSB ist ein Maß für den Sauerstoffverbrauch bei der oxidativen Umsetzung aller in der Molke enthaltenen organischen Verbindungen. Diese werden von anaeroben Bakterien in einer Reaktionskette in Biogas umgewandelt, das zu 60-70% aus energetisch verwertbarem Methan besteht. Um diesen biologischen Umsetzungsprozess technisch nutzbar zu machen, werden die Bakterien in Reaktoren (gasdichte Tanks in Stahl oder Betonausführung) immobilisiert.
Mit dem Biomar-Verfahren werden pro Tonne Roh-Molke (-permeat) ca. 22,5 m³ Biogas gewonnen, was einer Energiemenge von 150 kWh entspricht.
Biogas: Saubere Energiequelle von morgen
Bevor das gewonnene Biogas wieder in den Energiekreislauf der Molkerei eingeschleust werden kann, muss es aufbereitet – sprich getrocknet und entschwefelt – werden, um die Anlagenteile der Gasverwertung vor Schwefelsäurekorrosion zu schützen. Danach kann es zur Warmwasser-, Dampf- oder Stromgewinnung einem Biogasheizkessel, einem Dampferzeuger oder einem BHKW zur Verwertung zugeführt werden. Dies reduziert die Betriebskosten deutlich und verbessert die CO2-Bilanz. Mit der Gewinnung von Biogas geht also eine Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid einher, denn durch die Verwertung von Biogas werden teure fossile Energieträger wie Ergas, Heizöl oder Kohle eingespart.
Das Biomar AWR-Verfahren zur Molkebehandlung und Biogasgewinnung bei Norrmejerier: Nachhaltige Zukunftstechnologie mit Mehrwert:
Dass bei den Norrmejerier Milchwerken bei weitem nicht alles Käse ist, was das Werk verlässt, stellt das neue, speziell für die Molkebehandlung konzipierte anaerobe AWR-Verfahren mit einem Hochleistungsschlammabscheider zur Schlammrückführung unter Beweis.
„Viele Molkereien in Europa machen damit das einstige Entsorgungsproblem zu einer bisher ungeahnten Energieressource“, so Thomas Weißer, Direktor der Sparte Biomar bei Enviro Chemie. „Von der ersten Stunde an sinken die Betriebskosten. Die Energieeffizienz des Biomar AWR-Verfahrens ist eigentlich nicht zu übertreffen.“
Pro Tag fallen bei Norrmejerier bis zu 300 m³ Molke bzw. Molkepermeat aus der Herstellung von Käseprodukten an, die der biologischen Behandlungsanlage zusammen mit einem geringen Anteil an hochbelasteten Produktionsabwässern zugeführt werden. Niedrig belastete Abwässer fließen nach Fettabtrennung an der Anlage vorbei in die Kanalisation.
Das Fett, das im Abwasser insbesondere aufgrund von Spülvorgängen vorhanden ist, wurde vom Abwasser zunächst abgetrennt, jedoch nach der Umstellung auf das AWR Verfahren als willkommenes Co-Substrat mit vergärt. Beim Prozess entstehende Gerüche filtriert ein Biofilter biologisch.
Die Biomar® AWR Molkebehandlungsanlage besteht aus folgenden Bausteinen:
- Vorbehandlung
- Konditionierung im Betriebsgebäude
- Anaerobe Methanisierung der organischen Inhaltstoffe
- Abtrennung und Re-Zirkulation der dafür notwendigen biologischen Methanbakterien